Der Streik der Hamburger Bäckergesellen, der vom 23. Juni bis 20. September 1898 dauerte, diente in der Folgezeit als Vorbild für eine Vielzahl von weiteren Streiks, die sich als Ziel setzten, den Kost- und Logiszwang abzuschaffen. Nur durch eine gut organisierte Streikleitung und der Durchhaltekraft der Streikenden konnten die Forderungen gegenüber den Bäckerinnungen durchgesetzt werden. 

 

Beim Streik der Bäckergesellen in den damals noch getrennten Städten Hamburg, Altona und Wandsbek, der vom 23. Juni bis 20. September 1898 dauerte, war die zentrale Forderung, den Kost- und Logiszwang abzuschaffen. Als Antwort auf die Arbeitsniederlegung, die von fast 900 Gesellen beschlossen worden war, brachten die Innungen Streikbrecher nach Hamburg und ließen Streikposten festnehmen. Tags darauf wurden alle Bäckereien boykottiert, die den Forderungen nicht nachkommen wollten. Fast 1.000 Bäckereiarbeiter streikten. Kurzzeitig sah es so aus, als würden die Innungen nachgeben. Doch dann mischte sich der Arbeitgeberverband ein und schenkte den Innungen neuen Mut, sich den Forderungen zu widersetzen.

In der Öffentlichkeit wurden Gerüchte verbreitet, wie z.B. der Streik diene lediglich dazu, den Sozialdemokraten gänzlich die Brotproduktion zu überlassen. Mehlhändler und Müller sollten keine Betriebe mehr beliefern, die die Forderungen der Streikenden angenommen hatten. Dank der vorausschauenden Vorsorge der Streikleitung verpuffte jedoch diese Maßnahme, da sie Mehl an all diejenigen zu Tagespreisen verschaffen konnte, die es wünschten. Sukzessive gaben immer mehr Bäckermeister nach und am 20. September 1898 wurde der Streik offiziell für beendet erklärt.

 

 

 

 

© NGG

In einer Broschüre beschrieb der Verband der Bäcker und Berufsgenossen wie der Streik von den Gewerkschaftskartellen unterstützt wurde, in dem u.a. nur Brot von Betrieben gekauft wurde, die eine Kontrollkarte besaßen.

© Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

Die Innungen sahen den Streik und seinen Verlauf ganz anders als der Verband der Bäcker und brachten ebenfalls eine Broschüre heraus.

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