Friedrich Wilhelm Fritzsche wurde am 27. März 1825 als uneheliches Kind in Leipzig geboren. Nach einem kurzen Besuch der Armenschule begann er mit neun Jahren in der Zigarrenproduktion zu arbeiten. Auf einer Wanderschaft durch die Schweiz, Frankreich und Italien knüpfte er früh Kontakte zu Handwerkern und sozialistischen Vereinen.

Im Juni 1848 kämpfte er als Freischärler gegen die dänische Herrschaft in Schleswig-Holstein und beteiligte sich mit seinen Kollegen aus der Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbrüderung an den Barrikadenkämpfen im Dresdner Maiaufstand 1849. Nach der Festnahme und einer einjährigen Untersuchungshaft lernte er seine Frau Friederike Wilhelmine Kobolt kennen und bekam zwei Söhne.

Zurück in Leipzig wurde Fritzsche 1861 zuerst Mitglied des liberalen Gewerblichen Bildungsvereins, gründete aber dann den politischeren Verein „Vorwärts“. Als Anhänger Ferdinand Lassalles, engagierte er sich auch im Central-Comitee zur Berufung eines Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Congresses. Lassalle unterstützte dies in dem berühmt gewordenen offenen Antwortschreiben vom 1. März 1863. Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV), der ersten überregionalen Arbeiterorganisation, fand am 23. Mai 1863 im Leipziger Pantheon statt. Fritzsche wurde Vizepräsident und Bevollmächtigter für Leipzig.

Seit 1858 verfolgte Fritzsche die Idee eines Allgemeinen Deutschen Cigarrenarbeitervereins (ADCAV), der an Weihnachten 1865 auch im Leipziger Pantheon gegründet wurde. Der ADCAV war 1878 die größte deutsche Gewerkschaft und Fritzsche Geschäftsführer und Redakteur der Zeitung „Der Botschafter“. Die fehlende Gleichberechtigung der Einzelgewerkschaften im Arbeiterschaftsverband und die internen Konflikte im ADAV führten zur Absetzung Fritzsches, der erst 1874 zum ADAV zurückkehrte.

Ab 1868 saß Fritzsche im Reichstag des Norddeutschen Bundes und von 1877 bis 1881 im Deutschen Reichstag. Als Abgeordneter des ADAV und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei nahm er am Einigungskongress der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) 1875 in Gotha teil. Sein Entwurf zu seinem Arbeitsschutzgesetz wurde 1877 diskutiert, aber abgelehnt. Neben der Einführung eines Normalarbeitstages, sah es ein Verbot der Sonntags- und Kinderarbeit in der Gewerbeordnung vor.

Mit dem Sozialistengesetz 1878 wurden die Gewerkschaften aufgelöst und sozialistische Vereine, Publikationen und Versammlungen verboten und Fritzsche als Sozialist und Gewerkschafter am 29. November 1878 aus Berlin nach Leipzig ausgewiesen. Dort versuchte er die Tabakarbeitergewerkschaft wieder aufzubauen. Im Auftrag der SAP reisten Louis Viereck und er 1881 in die USA und sammelten dort insgesamt 30.000 Mark Spenden für die Partei und den Unterhalt der Ausgewiesenen.

Wenige Wochen später emigrierte Fritzsches Familie in die USA. Seine Auswanderung war abgesprochen und bewahrte ihn vor einer Zuchthausstrafe wegen angeblicher Unterschlagung des Gewerkschaftsvermögens. In Philadelphia betrieb er ein Gasthaus in der Callowhill Street. Dort organisierte er auch die Vereinigten Deutschen Gewerkschaften Philadelphias, einen Bildungsverein, gab die Zeitung „Der Hammer“ heraus und wurde 1880 Vorsitzender der vereinigten vier Sprachsektionen der Sozialistischen Arbeiterpartei Nordamerikas. Bis zu seinem Tod am 5. Februar 1905 verwaltete er die Bibliothek der deutschen Gewerkschaften und bezog dafür eine monatliche Rente. In Deutschland und den USA blieb Fritzsche zudem mit dem Band „Blutrosen“ als Arbeiterdichter bekannt.