Eines der wichtigsten Unternehmen der Gemeinwirtschaft war die Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten in Berlin. Nach der Beschlagnahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde sie in Bank der Deutschen Arbeit umbenannt. In den 1950er-Jahren erhielten die Gewerkschaften und die Konsumgenossenschaften ihre Anteile an der Bank, die dann Bank für Gemeinwirtschaft hieß, zurück. Die Bank für Gemeinwirtschaft hatte dann ihren Sitz in Frankfurt am Main. Mit dem Skandal um die "Neue Heimat" geriet auch die Bank ab 1982 in Schwierigkeiten und wurde schrittweise verkauft.

1923 gründeten die freien Gewerkschaften im ADGB in Berlin die Deutsche Kapitalverwertungsgesellschaft mbH. Ein Jahr später in Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten umbenannt, vergab sie unter anderem Kredite an Konsumgenossenschaften und beteiligte sich gemeinsam mit der Volksfürsorge an der Deutschen Wohnungsfürsorge AG für Beamte, Angestellte und Arbeiter (Dewog).

Aktie der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten für den Verband der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter, 1929.

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In seinem Aufsatz  "Wirtschaftsfonds der Gewerkschaften" beschrieb Siegfried Aufhäuser den Zweck der Gemeinwirtschaft, um durch Selbsthilfe eine "Bresche" in die kapitalistische Industrie zu schlagen. Aufhäuser lobte den "Verband sozialer Baubetriebe" als Vorbild für die künftige Ausrichtung der Selbsthilfe der Gewerkschaften. Der Aufsatz wurde in der Zeitschrift "Die Arbeit. Zeitschrift für Gewerkschaftspolitik und Wirtschaftskunde", 2 (1925), H. 9, S. 547-549, veröffentlicht.

Siegfried Aufhäuser (1884-1969) war von 1921 bis 1933 SPD-Reichstagsabgeordneter, Vorstandsmitglied der "Arbeiterbank" und Vorsitzender des Allgemeinen freien Angestelltenbiundes.

Die Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, meist kurz "Arbeiterbank" genannt, baute ein Filialnetz auf, errichtete 16 Niederlassungen in Deutschland und hatte 1932 261 Zahlstellen in Deutschland. Die Berliner Zentrale befand sich im Gebäude des ADGB in der Wallstraße, das nach den Plänen von Max Taut und Franz Hoffmann errichtet worden war. Dieser Gebäudekomplex, der heute noch vorhanden ist, wurde von 1930 bis 1932 nach Plänen des Architekten Walter Würzbach stark erweitert.

1931 hatte die Arbeiterbank ein Kapital über 12 Millionen Reichsmark, der Umsatz war über 3 Millionen Reichsmark. Eduard Backert saß als Vertreter des Verbandes der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter im Aufsichtsrat.

1933 wurde die Bank von den Nationalsozialisten "gleichgeschaltet", Kommissare eingesetzt und die dort befindlichen Einlagen der Gewerkschaften beschlagnahmt. Die SA verhaftete viele Bankmitarbeiter, die Niederlassungen wurden besetzt. So wurde das Betriebsratsmitglied Paul Walter sowohl aus politischen als auch aus "rassischen" Gründen entlassen. Seine Biografie ist hier zu finden.

Das nun unter dem Namen "Bank der Deutschen Arbeit" agierende Kreditinstitut gehörte zu den Wirtschaftsunternehmen der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Die Bank wurde zur drittgrößten deutschen Bank vor der Commerzbank und nach der Deutschen und der Dresdner Bank.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sieben neue regionale Banken gegründet, die dann 1958 zur Bank für Gemeinwirtschaft mit Sitz in Frankfurt am Main zusammengeschlossen wurden. Aktionäre waren der DGB, Einzelgewerkschaften, darunter auch die NGG, und die Konsumgenossenschaften.

Walter Hesselbach (1915-1993) wurde 1958 Sprecher des Vorstands der Bank, ab 1961 bis 1977 Vorstandsvorsitzender. Er wechselte dann in den Aufsichtsrat der Bank für Gemeinwirtschaft und wurde 1985 dessen Ehrenmitglied.

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Artikel von Michael Schneider: Walter Hesselbach. Bankier der Gewerkschaften, In: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen. Forschungen und Forschungsberichte, 2006, S. 155 - 166.

1965 gründete die Bank für Gemeinwirtschaft auf Inititative des Vorsitzenden der IG Bau Steine Erden und späteren Bundesverkehrsministers, Georg Leber (1920-2012), die erste deutsche Direktbank unter den Namen "Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung AG" (BSV). Die Grundidee dieser Direktbank war, die Vermögenswirksamen Leistungen der Arbeitnehmer, die gerade 1965 in Tarifverträgen zugelassen worden waren, anzulegen. Auch die NGG schloss einen Vertrag mit der Margarineindustrie dazu ab. Anfang 1980 gab es 346 Tarifverträge der NGG über vermögenswirksame Leistungen.

Die Krise der Neuen Heimat erschütterte auch die Bank für Gemeinwirtschaft. Die Mehrheit der Bankaktien verkauften die Gewerkschaften 1986 an die Aachener und Münchner Versicherung. Ab 1993 gehörte die Bank der französischen Crédit Lyonnais. Im Jahr 2000 wurde sie von der schwedischen SEB erworben, die sie dann auch in SEB umbenannte. 2011 übernahm die spanische Banco Santander das Privatkundengeschäft und die Filialen in Deutschland.