Die 1924 in gegründete Deutsche Wohnungsfürsorge AG für Beamte, Angestellte und Arbeiter, kurz "Dewog" genannt, bündelte die bereits bestehenden Initiativen des Verbands sozialer Baubetriebe, der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften und der Bauhütten. Von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in "Neue Heimat" umbenannt, bestanden die Wohnungsbaugesellschaften unter diesem Namen in der Bundesrepublik weiter.

1924 gründete die Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten gemeinsam mit den Gewerkschaften, darunter der Deutsche Tabakarbeiter-Verband und der "Volksfürsorge", die Deutsche Wohnungsfürsorge AG für Beamte, Angestellte und Arbeiter (Dewog), die als Holding für regionale Wohnungsbauunternehmen fungierte.

Der Mangel an Wohnungen war eine Folge des Ersten Weltkriegs, als der Bau von neuen Wohnungen nahezu zum Erliegen kam, und der Inflation. Es wurde geschätzt, dass um die 1 Million Wohnungen fehlten. Unter der Ägide des Berliner Stadtplaners Dr. Martin Wagner (1885–1957) wurde dieses Verbundkonzept der Dewog ursprünglich für bereits vor dem Ersten Weltkrieg entstandene Siedlungsgenossenschaften, wie etwa die Freie Scholle und Paradies – beide in Berlin – entwickelt, um neue Verwaltungsstrukturen zu schaffen. So stellte die Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten die Zwischenfinanzierung für Bauprojekte und auch die „Volksfürsorge“ finanzierte Hypotheken. 

Georg Kaufmann: Die Dewog-Organisation in Deutschland, 1932, Beitrag in: Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz. Monatsschrift des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. dx.doi.org/10.5169/seals-352537

In der Weimarer Republik waren die Gewerkschaften stark im Wohnungsbau engagiert. Die dafür gegründeten Genossenschaften und die Dewog bauten bis 1929/30 50.000 Kleinwohnungen. Die "Volksfürsorge" gab insgesamt Hypotheken im Wert von 120 Millionen Reichsmark. Die Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten finanzierte durch ihre Zwischenkredite den Bau von 10.500 Wohnungen. Vorstandsvorsitzender der Dewog war Willy Drügemüller (1891-1965).

1933 wurde auch die Dewog-Aktien enteignet und in die Vermögensverwaltung der Deutschen Arbeitsfront überführt. Die Deutsche Arbeitsfront zentralisierte ab 1939 die einzelnen Tochtergesellschaften in „Neue Heimat“-Gesellschaften, die in den einzelnen Gauen organisiert waren. Gesellschafter war die Vermögensverwaltung der Deutschen Arbeitsfront.

Diese Gesellschaften wurden aufgrund der nach dem Krieg erlassenen Rückerstattungsgesetze 1952 an den DGB zurückübertragen. Dabei wurde die Struktur der „Neuen Heimat" übernommen und die bis 1939 bestehenden Genossenschaften nicht revitalisiert. Auch die NGG investierte in die „Neue Heimat“, anfänglich mit einem Darlehen, später als Aktionär.

Die „Neue Heimat“ gründete zahlreiche Tochtergesellschaften, die beispielsweise in Einkaufszentren investierten. Neue Wohnungen waren nicht mehr nötig und so sah man sich nach anderen Geschäftsfeldern um. Die Rezession führte zu einem Rückgang der Bautätigkeit. Die DGB-Gewerkschaften beschlossen Kapitalerhöhungen und die Aufdeckung stiller Reserven, um die „Neue Heimat“ zu unterstützen. Bei den Beteiligungen im Ausland, vor allem in Frankreich und Lateinamerika, sammelten sich zahlreiche leerstehende Grundstücke an, die aufgrund der Wirtschaftskrise nicht bebaut wurden, also „totes Kapital“ waren.

© Hamburgisches Architekturarchiv, Bestand Neue Heimat FH 9.02.1

Ein Entwurf der "Neuen Heimat" und Hans Konwiarz zum Großbauprojekt "Alsterzentrum" in Hamburg, um 1966.

Am 8. Februar 1982 veröffentlichte „Der Spiegel“ einen Artikel mit dem Titel „,Neue Heimat‘: Die dunklen Geschäfte von Vietor und Genossen“, in dem kriminelle Machenschaften von Managern aufgedeckt wurden. Eine Flut weiterer Artikel folgte. Die „Neue Heimat“ wies zunächst alle Vorwürfe zurück, die Vorstandsmitglieder Vietor, Iden und Vormbrock wurden aber entlassen. Mit Buchungstricks in der Bilanz wurden Verluste verschleiert und Gewinne umgebucht. Der drohende Konkurs der „Neuen Heimat“ sollte durch den Verkauf von Wohnungen an eine neu gegründete Tochtergesellschaft der Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft AG (BGAG), die Vermögensverwaltung der DGB-Gewerkschaften, abgewendet werden. 63.000 Wohnungen waren bis Ende 1985 verkauft, die Konzernschulden sanken. Damit waren die Schwierigkeiten allerdings noch nicht beseitigt. Im Gegenteil: auch die anderen gemeinwirtschaftlichen Unternehmen wurden in den Strudel mithineingezogen.

Im Juni 1986 beschloss der Bundestag auf Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP einen Untersuchungsausschuss "Neue Heimat" einzusetzen. Dieser Untersuchungsausschuss begann nun, zu ermitteln und Zeugen vorzuladen. Das Verfahren wurde zu einer scharfen innenpolitischen Auseinandersetzung zwischen SPD und der schwarz-gelben Regierung unter Helmut Kohl. Die Debatte wirkte zuweilen wie eine Retourkutsche für die Flick-Affäre um schwarze Parteigelder 1983/84. Die Gewerkschaften reichten vergeblich Klagen gegen den Untersuchungsausschuss ein. 1987 - kurz vor der Bundestagswahl - wurde der Bericht des Untersuchungsausschusses veröffentlicht. Aus ihm ging auch hervor, dass die Gesellschafterversammlungen und Aufsichtsratssitzungen der Gesellschaften der "Neuen Heimat" mitunter nur wenige Minuten dauerten. Eine wirksame Kontrolle der Geschäfte war so kaum möglich. Wesentlich für die Krise bei der „Neuen Heimat“ aber war das betrügerische Verhalten des Vorstands. Es stellte sich heraus, dass durch umfangreiche Fehlinvestitionen im Ausland, leerstehende Gebäude, unbebauten Grundbesitz und mit den an Sozialstandards orientierten Mieten nichts verdient werden konnte, hohe Schulden waren die Folge.

Im September 1986 beschlossen die Gewerkschaften, die „Neue Heimat“ an den Berliner Großbäcker Heinz Schiesser zu verkaufen, den Günter Döding aus Tarifverhandlungen kannte und empfahl. Als Schiesser mit 1,3 Milliarden DM Zuschuss der Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft AG (BGAG) die „Neue Heimat“ für 1 DM im Oktober 1986 erwarb, waren offenbar die Gläubigerbanken nicht einbezogen worden, jedenfalls ließen sie den Verkauf platzen. Die BGAG musste an Schiesser Schadenersatz und eine Abfindung zahlen. Der ganze Vorgang geriet zum kompletten Debakel.

Mit dem Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der Bank für Gemeinwirtschaft an die Aachener und Münchner Versicherung, versuchte die BGAG, Ende 1986 an Kapital zu kommen, um einen Konkurs der „Neuen Heimat“ zu verhindern. Damit der Verkauf von den Kartellbehörden genehmigt wurde, musste die BGAG auch die Anteile an der Versicherung „Volksfürsorge“ abkaufen und auch die Anteile übernehmen, die die „Volksfürsorge“ an der Bank für Gemeinwirtschaft hielt.