„Keine Sorge-Volksfürsorge“ mit diesem Slogan warb die „Volksfürsorge“ ab den 1970er Jahren für ihre Versicherungen. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg von Konsumgenossenschaften und freien Gewerkschaften gegründet, bot sie ihren Versicherten Absicherung. Adolph von Elm, Tabakarbeiter und Reichstagsabgeordneter der SPD, war an der Entwicklung der Versicherungsgesellschaft federführend beteiligt.

Auf dem 8. Kongress der freien Gewerkschaften in Dresden im Sommer 1911 beschlossen die 386 Delegierten, dass die Generalkommission der Gewerkschaften mit dem Zentralverband Deutscher Konsumvereine eine genossenschaftliche Unterstützungseinrichtung gründen sollte. So entstand die Volksfürsorge, die 1913 ihre Arbeit aufnahm. Sie bot ihren Mitgliedern finanzielle Absicherungen im Todesfall. Potentielle Kunden der „Volksfürsorge“ waren 2,5 Millionen Gewerkschaftsmitglieder und 1,3 Millionen Genossenschafter. Das Grundkapital betrug 1 Millionen Mark und wurde je zur Hälfte von den freien Gewerkschaften und den Konsumgenossenschaften aufgebracht. Das Konzept entwickelten Adolph von Elm und Heinrich Kaufmann. Von Elm wurde der erste Geschäftsführer der „Volksfürsorge“, Sitz der Versicherung war Hamburg.

Artikel Adolph von Elms in den Sozialistischen Monatsheften, Heft 12, 1913: Die Rote Volksfürsorge.

Ende 1914 hatte die „Volksfürsorge“ bereits über 160.000 Versicherungsverträge abgeschlossen. Das Geschäft entwickelte sich allerdings durch den Ersten Weltkrieg zunehmend rückläufig, da viele Kunden ihre Prämien wegen Arbeitslosigkeit oder Kriegseinsatz nicht mehr zahlen konnten. Im September 1914 richtete die Versicherung eine Kriegsversicherungskasse ein, mit der die Hinterbliebenen von Kriegsopfern unterstützt werden sollten. Auch im Wohnungsbau engagierte sich die „Volksfürsorge“ und erweiterte damit ihr Geschäftsfeld erheblich.

© Bundesarchiv Berlin, Reichsministerium des Innern, R 1501/127777

Police der Volksfürsorge, 1913.

Im Mai 1925 wurde eine zweite Versicherungsgesellschaft für Feuer- und Sachversicherung, die „Eigenhilfe“ ins Leben gerufen, die eng mit der „Volksfürsorge“ kooperierte.

Der Tabakarbeiter-Verband war Aktionär mit Aktien im Wert von 6.450 Reichsmark. Mit der Machtergreifung der NSDAP wurde die „Volksfürsorge“ 1933 „gleichgeschaltet“ und in das Vermögen der Deutschen Arbeitsfront (DAF) überführt. Mit 7,1 Millionen Versicherten war sie zu diesem Zeitpunkt die größte deutsche Versicherungsgesellschaft.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründeten die Gewerkschaften und die Konsumgenossenschaften die Versicherung 1947 neu. 1957 hatte die „Alte Volksfürsorge“ einen Bestand von 3,7 Millionen Versicherungen und erreichte eine Gesamtversicherungssumme von 2 Milliarden DM.


Unter dem Werbeslogan „Keine Sorge, Volksfürsorge“ wuchs das Geschäft weiter. Durch die Skandale in den 1980er Jahren bei der gewerkschaftlichen Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“ und der „co op“ mussten die Finanzen der Gewerkschaften durch einen Teilverkauf des Aktienkapitals der „Volksfürsorge“ saniert werden. 25 Prozent wurden 1988 von der Aachener und Münchner Versicherungsgruppe erworben. 1990 übernahm die Aachener und Münchner, heute Generali Deutschland, die restlichen Aktien. Nach einhundert Jahren wurde Ende 2014 die Marke „Volksfürsorge“ aufgelöst.