Nachdem die NGG im Mai 2004 den Tarifvertrag mit Maggi gekündigt hatte, trat sie in die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber Nestlé. Die Beschäftigen forderten eine Lohnerhöhung von vier Prozent. Im Juli 2004 informierte der Arbeitsdirektor von Nestlé Friedrich Schmidt den Betriebsrat plötzlich über geplante Stellenstreichungen. Die NGG verhandelte weiter, jedoch ergebnislos.
Nestlé beabsichtigte, im großen Stil Arbeitsplätze abzubauen, obwohl das Singener Werk schwarze Zahlen schrieb und die „Produktivität hervorragend sei“, wie der Arbeitsdirektor des Nestlé-Konzerns hervorhob. Nestlé forderte Lohnverzicht mit über drei Millionen Euro Einsparungen und befand sich damit in Einklang mit anderen Großunternehmen, wie beispielsweise dem Daimler-Konzern. Die Personalkosten waren laut Nestlé zu hoch und als Alternative zum Stellenabbau forderten sie eine Stunde Mehrarbeit, statt 37 also 38 Stunden pro Woche, für den gleichen Lohn. Ferner wurde eine Nullrunde angestrebt. Im Gegenzug sollten für die nächsten Jahre die Arbeitsplätze sicher sein. Diese Zusicherung sei aber kündbar, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtere. Außerdem drohte der Nestlé-Konzern mit einer Produktionsverlagerung an andere Standorte in Europa, wo deutlich preiswerter und billiger produziert werden würde.
Für den Betriebsratsvorsitzenden der Maggi Singen, Ralf Sterk, stellte das Angebot von Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich keine Lösung dar. Uwe Hildebrandt von der NGG betonte, dass bei einer Arbeitszeitverlängerung nicht automatisch mehr Produktion nach Singen käme. Das hieße, wenn nicht mehr Produktion nach Singen käme und die Menschen dennoch länger arbeiten, dann müsste man längerfristig doch Stellen streichen.
Im September 2004, nach dem dritten Tarifgespräch, bei dem die Konzernleitung lediglich ihre Forderungen wiederholte, erklärte die NGG die Verhandlungen für gescheitert. In der folgenden Urabstimmung stimmten 99,5 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter für einen Streik. Eine Woche lang wurde die Arbeit niedergelegt.
Ende September kam es dann aber überraschend zur Kehrtwende: Nach einer vom Südwestrundfunk (SWR) übertragenden Debatte, an der Friedrich Schmidt von Nestlé, der Betriebsratsvorsitzende Sterk und von der NGG Uwe Hildebrandt teilnahmen, und bei der der Nestlé-Arbeitsdirektor Schmidt heftig ausgepfiffen wurde, ruderte die Konzernleitung zurück.
Die wöchentliche Arbeitszeit blieb letztlich bei 37 Stunden pro Woche und auch die Schichtzulagen wurden nicht – wie geplant – gestrichen. Darüber hinaus stiegen die Löhne rückwirkend zum 1. Juni 2004 um zwei Prozent, und das Unternehmen garantierte eine Arbeitsplatzsicherung bis zum Jahr 2010. Im Gegenzug mussten die Beschäftigten allerdings eine Kürzung der bezahlten Schichtpausen und eine Reduktion der Jahressondervergütung akzeptieren. In der Urabstimmung stimmten 98,7 Prozent für diese Einigung.