Im April 1884 gründeten Arbeiter und Arbeiterinnen einen Konsumverein in Plagwitz, etwas außerhalb Leipzigs. Im August 1884 eröffnete das erste Ladengeschäft. Schon 1865 war der erste Leipziger Konsumverein entstanden, dieser war aber nicht erfolgreich und wurde 1872 aufgelöst. Die Neugründung in Plagwitz war beständiger - noch heute gibt es den Konsum Leipzig. 1891 kam Plagwitz zu Leipzig und der Konsumverein änderte seinen Namen in Konsumverein Leipzig-Plagwitz und Umgegend.

Im Jahr 1890 begann der Bau einer eigenen Bäckerei auf eigenem Gelände in der Jahnstraße. Das Vorhaben kostete 150.000 Mark. Die Bäckerei stattete der Konsumverein mit den damals modernsten Geräten aus. Um 1900 arbeiteten um die 650 Beschäftigte für die Genossenschaft. Die Bäckerei wurde ausgebaut und es entstand eine richtige Backfabrik. Es gab eine Dampfmühle, ein Kornlager, ein Maschinenhaus und einen Stall für rund 20 Pferde. Außerdem war das Gelände an die Eisenbahn angebunden. Im Sommer 1903 hatte der Konsumverein fast 34.000 Mitglieder. Er übernahm den Connewitzer Konsumverein, der kurz vor der Pleite stand, aber eine Fleischfabrik unterhalten hatte.

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Der Stammsitz in der Jahnstraße, Leipzig, um 1900.

 

Der Leipziger Konsumverein war ein wichtiger Unterstützer der GEG. Georg Fell vertrat den Verein in deren Aufsichtsrat. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch im Konsumverein Leipzig-Plagwitz ein Betriebsrat gewählt. Die über 1.600 Beschäftigten verlangten nach mehr Lohn und konnten eine Erhöhung mit dem Konsumverein vereinbaren. Die 72.000 Mitglieder erhielten einige Lebensmittel nach Kriegsende 1918 nur auf Zuteilung. In der Inflationszeit musste der Konsumverein auch Beschäftigte entlassen, um Kosten zu sparen.

Prägende Persönlichkeit in der Weimarer Republik wurde der gelernte Handlungsgehilfe Wilhelm Fischer. Der Konsumverein entwickelte eigene Werbung und organisierte Informationsveranstaltungen. Unterstützt wurde er dabei durch die GEG. Es gab auch Lichtbildervorträge und später Kinovorführungen.

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Werbetafeln der Konsumfleischerei, Leipzig, 1923. Anlässlich des internationalen Genossenschaftlichen Jahres-Werbetages 1923: "Konsumverein Leipzig-Plagwitz u. Umg. e.G.m.b.H. Abtl. Großfleischerei. 23 Spezialverkaufsstellen für Fleischwaren verteilten im letzten Geschäftsjahr ca. 48.000 Zentner Fleisch- u. Wurstwaren. Wöchentlicher Umsatz der Fleischerei ca. 1.000 Zentner. Personal: 260 Arbeitskräfte. Ca. 75.000 Leipziger Familien decken ihren Bedarf regelmäßig bei uns. Werden Sie Mitglied vom Konsumverein! Das ist in jeder Verkaufsstelle möglich. Das Beste ist für unsere Mitglieder gerade gut genug!"