Erich Herrmann wurde am 17. Juni 1928 in Steinheim am Main geboren. Er absolvierte die Volksschule und machte von 1942 bis 1944 eine Lehre zum Industriekaufmann in einer Maschinenfabrik in Offenbach am Main. Im Dezember 1944 wurde er zum Wehrdienst verpflichtet und geriet nach Kriegsende in russische und amerikanische Gefangenschaft, aus der Herrmann aber jeweils fliehen und im Juni/Juli 1945 nach Offenbach zurückkehren konnte. Dort arbeitete er von 1945 bis 1947 in seiner alten Stelle als kaufmännischer Angestellter und trat 1946 der SPD sowie der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken bei.

© Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung

Interview vom 12. November 2012. Zu seinen Aktivitäten bei den Falken und seine Anfänge bei der NGG.

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Interview vom 12. November 2012. Zu seinen Aufgaben bei der NGG.

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Interview vom 12. November 2012. Zu seiner Wahl zum 2. Vorsitzenden der NGG 1978.

Für den aus einer sozialdemokratisch geprägten Familie stammenden Erich Herrmann war der Weg zur Gewerkschaft naheliegend. Sein Vater war gelernter Bäcker aus Würzburg, hatte sich bereits vor 1933 gewerkschaftlich engagiert und war 1945 als Betriebsratsvorsitzender einer Brotfabrik auch am Aufbau der NGG in Offenbach beteiligt.

Herrmann selbst kam 1948 als Ortssekretär für Offenbach und als Landesjugendvorsitzender zur NGG. Ab 1953 war er Leiter des NGG-Bezirks Frankfurt am Main und ab 1966 Landesvorsitzender der NGG Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar. Er wirkte unter anderem an der Vereinheitlichung der Tarifverträge für Arbeiter und Angestellte mit und erreichte die Übernahme jenes Geländes vom DGB, auf dem 1977 das Bildungszentrum Oberjosbach eröffnet wurde.

Im Jahr 1978 wurde Herrmann 2. Vorsitzender der Gewerkschaft NGG unter Günther Döding. In dieser Position war er in den folgenden Jahren unter anderem an der Entwicklung und Umsetzung der „qualitativen Tarifpolitik“ und der Vorruhestandsregelung beteiligt. Als Döding im Mai 1989 als 1. Vorsitzender zurücktrat, übernahm Herrmann dessen Funktion auf Wunsch des Beirates bis zur Wahl eines Nachfolgers im September 1990. Im folgenden Jahr verabschiedete er sich schließlich von der NGG in den Ruhestand.

Neben seiner Karriere bei der NGG war Erich Herrmann Stadtverordneter in Offenbach (1964-1977), deren Wirtschaftssprecher (1974-1977) und Mitglied im Aufsichtsrat der Offenbacher Baugenossenschaft (1972-1978). In der internationalen Gewerkschaftsbewegung engagierte er sich als Teil der Exekutive der IUL und in deren Europäischem Ausschuss EAL (1978-1991). Zudem saß Herrmann zwischen 1976 und 1992 in den Aufsichtsräten verschiedener Unternehmen, wie z.B. Nestlé, Südzucker oder Reemtsma. Nach dem Ende seiner gewerkschaftlichen Aktivität bildete er sich an der Universität des 3. Lebensalters (Frankfurt am Main) weiter und betätigte sich bei der Arbeiterwohlfahrt in Offenbach (1992-2001).

Das „Offenbacher Urgestein“ zeichnet sich außerdem durch regionalgeschichtliche Publikationen zur Arbeiterbewegung, zum Alltag der Arbeiterschaft und zur Sozialdemokratie im Raum Offenbach aus.