Günter Döding wurde 1930 geboren. Er arbeitete als Bergmann und Zigarrensortierer, bevor er 1953 als Gewerkschaftssekretär zur NGG kam. Von 1966 bis 1978 war er zunächst 2. Vorsitzender und von 1978 bis 1989 dann 1. Vorsitzender des Geschäftsführenden Hauptvorstandes. Sein Vorschlag zum Vorruhestand galt als seine „tarifpolitische Pioniertat“. Dödings Verwicklung in die „co-op-Affäre“ führte 1989 zum abrupten Ende seiner Karriere. Er verstarb 2005 im Alter von 74 Jahren.

Günter Döding wurde am 4. September 1930 in Isenstedt (Westfalen) geboren. Nach Abschluss der Mittleren Reife arbeitete er als Bergmann und Zigarrensortierer. Er studierte an der Sozialakademie in Dortmund und gelangte anschließend 1953 als Gewerkschaftssekretär zur NGG in Wuppertal. Als Jugendsekretär im Landesbezirk Nordrhein-Westfalen wurde er 1956 in den Hauptvorstand der NGG übernommen und leitete dort zudem das Referat „Tabakwirtschaft“. Im Jahr 1966 wurde er dann 2. Vorsitzender des Geschäftsführenden Hauptvorstandes unter Herbert Stadelmaier. Als dieser 1978 altersbedingt sein Amt aufgab, folgte ihm Döding als 1. Vorsitzender.

Der als Pragmatiker geltende Sozialdemokrat wurde vor allem im Bereich der Lebensarbeitszeitverkürzung aktiv. Bereits 1978 konnte der „Vater der Tarifrente“ für die Zigarettenindustrie eine Regelung zur freiwilligen Frührente bzw. zur Reduzierung der Arbeitszeit im Alter durchsetzen. In anderen NGG-Branchen wurden Freizeittage zusätzlich zum Urlaub für ältere Arbeitnehmer sowie Kurzpausen und Schichtfreizeiten für Schichtarbeiter eingeführt.

Im Dezember 1981 schlug Günter Döding die Einführung einer freiwilligen Frührente mit 58 bei Fortzahlung von 75 % des Bruttoarbeitslohnes vor, um Arbeitsplätze für junge Arbeitnehmer und Auszubildende zu schaffen. Dieses als „Döding-Plan“ bekannt gewordene Konzept legte den Grundstein für die Vorruhestandsregelung von 1984, die jedoch von der Regierung Kohl wegen der geringen staatlichen Beteiligung nicht zufriedenstellend umgesetzt wurde.

Darüber hinaus setzte sich Döding unter anderem für eine „Ökosteuer“ und ein arbeitnehmerfreundliches Arbeitszeitgesetz ein. Innerhalb der Gewerkschaft intensivierte er die (Fort-)Bildungsarbeit und den Ausbau der Organisation durch mehr Vertrauensleute. Seine arbeits- und gewerkschaftspolitischen Visionen publizierte er 1985 in dem Buch „Die neuen Aufgaben der Gewerkschaften“.

Während seiner Amtszeit als NGG-Vorsitzender war Döding Präsident der internationalen Gewerkschaftsföderation IUL (1981-1989) sowie Mitglied im Vorstand und im Kuratorium des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institutes des DGB. Im Jahr 1987 erhielt er für seine Leistungen als Gewerkschaftsfunktionär das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.

© NGG

Medienspiegel Vorruhestand "Mit 58 alles klar", 1984.

Als 1982 die Bilanzfälschung und Veruntreuungen beim DGB-Wohnungsbaukonzern „Neue Heimat“ bekannt wurden, konnte Aufsichtsratsmitglied Döding seine Unschuld beweisen.

Doch in den Skandal um den Handelskonzern co op AG, der seinen Anfang im Oktober 1988 nahm, wurde er als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender in die Mitverantwortung genommen. Die NGG war mit co op eng verbunden, viele Fortschritte in der Tarifpolitik waren mit co op gemacht worden, in den regionalen Gesellschaften und bei der Zentrale saßen NGG-Vertreter als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. Bei co op spielten die Gewerkschaften nun keine Eigentümerrolle mehr, jedoch in den Aufsichtsräten eine Kontrollinstanz.

Günter Döding trat im Frühjahr 1989 aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des 1. Vorsitzenden zurück. Der 2. Vorsitzende Erich Hermann übernahm es kommissarisch.

Günter Döding verstarb am 8. August 2005.