Konsumgenossenschaften entstanden in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihr Konzept war, preiswert Produkte in guter Qualität an ihre Mitglieder zu verkaufen. Genossenschaftlich organisiert entwickelten sie sich zu einem wichtigen Produzenten zahlreicher Waren und errichteten auch eigene Fabriken. Viele Konsumgenossenschaften entstanden durch Gewerkschafter. Vor allem die Tabakarbeiter leisteten Pionierarbeit.
Bereits 1769 gründeten Weber in der nordenglischen Kleinstadt Fenwick eine Gesellschaft, die Lebensmittel für ihre Mitglieder einkaufte. Ziel dieses frühen Unternehmens war es, die Lebensmittelkosten für die Mitglieder, meist Arbeiter oder Handwerker, durch den Großeinkauf zu senken. Das Konzept funktionierte, und so folgten weitere Gründungen in England.
1844 entstand in Rochdale, einem Zentrum der Arbeiterbewegung im Norden Englands, ein Konsumverein, der später auch als Vorbild für die deutschen Konsumvereine diente. Neben der demokratischen Stimmrechtsregel „One man – one vote“ und Verteilungsprinzipien regelte das Statut von Rochdale auch, dass nur reine und unverdorbene Ware verkauft werden durfte und dass bar bezahlt werden musste.
1849 gründeten Mitglieder der Allgemeinen Arbeiterverbrüderung eine „Association zur Beschaffung von Lebensbedürfnissen“ in Berlin. Auch in Chemnitz wurde eine „Allgemeine Association“ ins Leben gerufen, die Ende 1849 bereits 500 Mitglieder hatte. Sie verfügte neben einem Laden über ein Lager und eine eigene Kaffeerösterei.
Neben diesen Konsumvereinen entstanden Käufervereinigungen für bestimmte Produkte, etwa 1848 die „Berliner Arbeitergesellschaft zur gemeinschaftlichen Beschaffung von Hemden“. Außerdem gab es „Kostanstalten“, in denen Gesellen außerhalb der Hauswirtschaft des Meisters essen konnten.
1899 gründeten 700 Hamburger den Konsum-, Bau- und Sparverein „Produktion“. Federführend dabei war ein ehemaliger Zigarrenmacher, Gewerkschafter und SPD-Reichstagsmitglied, Adolph von Elm. Zentrum der Konsumvereine um die Jahrhundertwende war jedoch Sachsen, wo 1884 Sozialdemokraten und Gewerkschafter den Konsumverein Leipzig-Plagwitz gründeten, der zum größten Konsumverein in Deutschland wurde. Auch Hirsch-Dunckersche Arbeiter waren an Konsumvereinen beteiligt, beispielsweise im schlesischen Schweidnitz.
Um ihren Mitgliedern bessere Produkte anbieten zu können, bauten die Konsumvereine unter Anleitung der „Großeinkaufsgesellschaft deutscher Consumvereine“ Fabriken. Die Großeinkaufsgesellschaft (GEG) wurde 1893 in Hamburg errichtet und entwickelte auch eigene Marken für ihre Produkte. Als der Genossenschaftstag 1902 die GEG und zahlreiche Konsumgenossenschaften aus dem Allgemeinen Verband der Genossenschaften ausschloss, gründeten die Konsumgenossenschaften 1903 ihren eigenen Zentralverband. 1910 hatte dieser bereits über 15.000 Beschäftigte, 1917 ca. 24.000. Der Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften schloss mit den Gewerkschaften Tarifverträge ab, die für alle Betriebe im Deutschen Reich galten und nahm damit eine Pionierrolle ein. Der erste dieser Verträge wurde mit dem Verband der Bäcker 1904 vereinbart.
Der ZdK hatte bei seiner Gründung 1903 303 Genossenschaften als Mitglieder. Ende 1908 waren es bereits 1.028 Genossenschaften mit 967.000 Mitgliedern, Ende 1913 1.157 Genossenschaften mit 1.621.000 Mitgliedern.
Der Allgemeine Verband (Schulze-Delitzsch), der auch gewerbliche Genossenschaften umfasste, hatte Ende 1901 638 Genossenschaften mit 631.000 Mitgliedern, Ende 1913 283 Genossenschaften mit 206.000 Mitgliedern.
Die christlichen Konsumgenossenschaften waren im Reichsverband deutscher Konsumvereine organisiert. Er war 1908 gegründet worden und hatte Ende 2015 159 Genossenschaften mit 143.000 Mitgliedern. Die Einkaufsgesellschaft des Reichsverbandes hieß Gepag, Groß-Einkaufs-Zentrale deutscher Konsumvereine.
Die Konsumgenossenschaften wurden 1933 von den Nationalsozialisten „gleichgeschaltet“, ihre Gebäude am 2. Mai 1933 bei der Aktion gegen die Gewerkschaften besetzt und viele ihrer Mitarbeiter verhaftet. In den einzelnen Konsumgenossenschaften übernahm die Deutsche Arbeitsfront (DAF) das Kommando. Ein Gesetz schränkte 1933 die erlaubten Rabatte auf höchstens 3 Prozent ein. Damit verloren die Konsumgenossenschaften ihren Wettbewerbsvorteil. Neue Gründungen mussten ab 1935 genehmigt und Spareinlagen bis 1940 aufgelöst werden. Vielen Konsumgenossenschaften blieb nur die Liquidation. Die nun meist Verbrauchergenossenschaften genannten Konsumgenossenschaften beobachtete die Gestapo genau. Sie entsprachen einerseits nicht den nationalsozialistischen Grundsätzen der Wirtschaftsführung und andererseits waren bei ihnen viele ehemalige Gewerkschafter und Sozialdemokraten zu finden. 1941 gründete die DAF das Gemeinschaftswerk der DAF, um darin das Vermögen der Verbrauchergenossenschaften zu verwalten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden in allen Zonen Konsumgenossenschaften neu gegründet. In den westlichen Zonen Deutschlands waren häufig Mitarbeiter der Konsumgenossenschaften aktiv bei der Neuorganisation der Gewerkschaften im Nahrungs- und Genussmittelbereich aktiv. 1947 erhielt die GEG die Vermögenswerte in den Westzonen wieder zurück.
In der DDR bestanden die Genossenschaften als „Konsum“ weiter. Der Verband der Konsumgenossenschaften der DDR betrieb auch eine eigene Warenhauskette namens „konsument“.
Im Westen wandelte sich die GEG 1969 in die „co op“-Aktiengesellschaft um. „Co op“ hatte 50.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 12 Milliarden DM. Aktionäre waren die DGB-Gewerkschaften. 1988 machte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ öffentlich, dass es bei der „co op“ zu Bilanzmanipulationen und Verschiebungen von Vermögen gekommen war. Trotz der großen Umsätze waren so Schulden von 5 Milliarden DM zustande gekommen. Nachdem die Banken keine Kredite mehr bewilligten, schloss das Unternehmen mit den Gläubigern einen Vergleich. Unternehmensteile und Filialen wurden verkauft.